Das Problem mit der Kirschessigfliege

Sie möchten Ihr Obst vor der Kirschessigfliege schützen? Oder Ihr Obst ist gar schon von der Kirschessigfliege befallen und Sie möchten deshalb die Kirschessigfliege bekämpfen?

Dann finden Sie hier alles, was sie dazu wissen müssen.

Kirschessigfliege bekämpfen
So wünschen wir uns unsere Ernte!

Mit diesem Problem sind Sie nicht allein. Es hat in den letzten Jahren rasch an Bedeutung gewonnen und betrifft nicht nur Hobbygärtner, sondern auch den Erwerbsanbau.

Der Erwerbsanbau ist über die landwirtschaftlichen Organisationen jedoch gut informiert und versucht, die Kirschessigfliege abzuwehren. Viele Gartenfreunde trifft diese neue Gefahr für das Obst jedoch leider mehr oder weniger unvorbereitet.

Auf dieser Seite möchte ich deshalb über die Kirschessigfliege informieren und meine persönlichen Erfahrungen mit Ihnen teilen. Ganz besonders werde ich darauf eingehen, wie man die Kirschessigfliege biologisch bekämpfen kann.

Inhalt

  1. Katastrophale Ernteschäden
  2. Wie werden die Früchte befallen?
  3. Woran erkenne ich die Kirschessigfliege?
  4. Warum sind die Schäden so verheerend?
  5. Betroffene Obstsorten und Schadensumfang
  6. Kirschessigfliege bekämpfen
  7. Fazit und Tipps

Katastrophale Ernteschäden – deshalb Kirschessigfliege bekämpfen

Die aus Asien stammende Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) ist erst 2008 nach Südeuropa gelangt. Im Jahr 2011 erreichte sie auch den deutschsprachen Raum.

Trotz ihrer geringen Größe von nur 2 bis 3 mm stellt die Kirschessigfliege eine enorme Gefahr für Obstgärten dar. Denn schon 3 Jahre nach dem ersten Auftreten bei uns richtete diese Minifliege geradezu katastrophale Ernteschäden an. Das gilt nicht nur für den Erwerbsanbau, sondern auch ganz besonders für Privatgärten. Mittlerweile hat sich dieser Schädling in rasender Geschwindigkeit über ganz Deutschland und die Schweiz ausgebreitet.

Aber nicht nur in Deutschland und der Schweiz kommt dieser Obstschädling flächendeckend vor, sondern mittlerweile auch in vielen Teilen Österreichs. Dort liegen die Schwerpunkte in den Bundesländern Steiermark und Kärnten sowie in Osttirol.

Italienische, französische, schweizerische und spanische Obstbauern melden Ernteausfälle bei Erdbeeren und Kirschen von 70 bis 90%, was einem Totalverlust nahe kommt. Genauso ergeht es den dortigen Gartenbesitzern, die von diesem invasionsartig auftretenden Schadinsekt völlig überrascht wurden.

Wie werden die Früchte befallen?

Kirschessigfliege Bekämpfung
gesunde Johannisbeeren

Das Weibchen bohrt mit seinem sägeartig ausgebildeten Legestachel Löcher in die reifen Früchte und legt dort bis zu 20 winzige Eier ab. Um diese Eier zu sehen, benötigt man schon eine Lupe. Man sieht dann allerdings nicht die Eier selbst, da diese ja in der Frucht sind. Sondern man sieht die fadenartigen Eianhänge, die aus den Legelöchern herausragen. Dabei handelt es sich um Luftschläuche, durch die die Maden später atmen.

Schon einen Tag nach der Eiablage schlüpfen aus den Eiern die Maden. Die befallene Frucht ist damit ungenießbar geworden. Sie ist matschig, zerfallen und es wimmelt vor Maden.

Die Maden ernähren sich einige Tage vom Fruchtfleisch und verpuppen sich dann an der Fruchtoberfläche, um bald darauf als Kirschessigfliege aus der Puppenhülle zu schlüpfen.

Woran erkenne ich die Kirschessigfliege?

Man muss schon genau schauen, um die winzige, nur 2 bis 3 mm große, Fliege überhaupt zu entdecken. Männchen und Weibchen haben einen bernsteinfarbenen Körper, an dem vor allem die roten Augen auffallen. Die Flügel der Männchen haben zudem noch einen schwärzlichen Fleck am Flügelende.

Es gibt auch eine heimische Essigfliege, die man manchmal sieht, wenn sie am  Küchenfenster herumkrabbelt. Diese Essigfliegen ähneln der Kirschessigfliege stark. Im Gegensatz zur Kirschessigfliege sind sie jedoch ganz harmlos, denn sie legen ihre Eier nicht in reifen, frischen Früchten, sondern in alten, faulenden ab.

Warum sind die Schäden so verheerend?

Die Kirschessigfliege befällt praktisch alle Obstarten und die Weinreben.

Dass die Früchte so schnell matschig werden, hat nicht nur mit der Fraßwirkung der Maden zun tun. Bei der Eiablage gelangen auch Essigsäurebaktien in die Frucht. Diese Bakterien verursachen die sogenannte Essigsäurefäulnis. Schon wenige Tage nach der Eiablage platzen dadurch die befallenen Früchte auf, sodass man deutlich den Essiggeruch der Essigsäure wahrnehmen kann. Auch dadurch werden die Früchte ungenießbar.

Von der Eiablage in der Frucht bis zum Schlupf der Kirschessigfliege vergehen nur 1 bis 2 Wochen. Und da sich bei günstigem Wetter eine Fliegengeneration an die andere reiht, schlüpfen im Sommer pausenlos Kirschessigfliegen. Dabei sind 5 bis 8 Generationen pro Jahr üblich.

Jedes Weibchen der Kirschessigfliege lebt 1 bis 2 Monate und legt in dieser Zeit etwa 600 Eier. Es beginnt damit bereits im Alter von nur 3 Tagen. Aus diesen Eiern schlüpfen die Maden. Nach ein paar Tagen schon verpuppen sie sich und schlüpfen nach weiteren 1 bis 2 Tagen zu hunderten. Direkt nach dem Schlupf paaren sich die Fliegen und legen schon 3 Tage später wieder hunderte Eier ab. So kommt es zu der geradezu explosionsartigen Vermehrung der Kirschessigfliege in befallenen Gärten.

Man muss deshalb zu Recht sehr besorgt sein, was die zukünftige Entwicklung betrifft. Die aktuellen Ernteschäden liegen bereits jetzt in schwindelerregenden Höhen von mehreren Millionen, allein in Deutschland!

Deshalb ist es auch so wichtig, zu wissen, wie sich die Kirschessigfliegen bekämpfen lassen.


Eierablegende Kirschessigfliege (Drosophila suzukii). Zusätzlich zu den Eiern überträgt das Weibchen Essigbakterien. Die aus den Eiern schlüpfenden Maden sowie die Essigsäure der Essigbakterien machen die Früchte genussuntauglich.

Betroffene Obstsorten und Schadensumfang

Kirschessigfliegen abwehren
Weintrauben werden von der Kirschessigfliege oft befallen

Von der Kirschessigfliege betroffen sind alle Obstarten mit weicher Schale sowie Weintrauben. Ganz besonders gilt das für die Sorten, die spät reifen. Das liegt daran, dass sich im Laufe des Sommers die Zahl der Kirschessigfliegen vervielfacht, sodass die Schäden entsprechend hoch sind.

In den letzten Jahren kam es zu Ernteschäden bei Himbeeren bis zu 80% (Südfrankreich) und bei Kirschen bis zu 90% (Südtirol). Hohe Ernteausfälle werden auch gemeldet bei Heidelbeeren, Brombeeren, Stachelbeeren, Erdbeeren, Pfirsichen, Pflaumen, Mirabellen, Renekloden, Kiwis, Nektarinen, Aprikosen und Trauben.

Über Totalausfälle, also über den Verlust der gesamten Ernte, wird aus Italien, Spanien und Südfrankreich berichtet. Betroffen sind hier vor allem Beerenobst und Kirschen.

Nur Äpfel werden nicht befallen. Das allerdings nur so lange, wie sie gesund und unversehrt sind. Wenn aber die Schale beschädigt ist (zum Beispiel durch Hagel oder Apfelwickler), sind auch Äpfel bedroht.

Kirschessigfliege bekämpfen

Um die Kirschessigfliege bekämpfen zu können, braucht man zunächst einmal genaues Wissen über die Zusammenhänge, damit man dann wohlüberlegte und damit zielführende Entscheidungen zum Schutz der Obsternte treffen kann.

Gutes Obst hat sich in der letzten Zeit enorm verteuert. Umso wertvoller wird unsere Nutzgartenernte. Und die verhältnismäßig geringen Kosten für eine biologische Bekämpfung der Kirschessigfliege lohnen sich dadurch umso mehr.

Nachweis der Kirschessigfliege im Garten

Um die Kirschessigfliege bekämpfen zu können, ist es zunächst wichtig zu wissen, wie zahlreich sie vorkommt – oder ob überhaupt.

Wenn die Kirschessigfliegen bereits zahlreich im Garten herumschwirren, ist es fast schon zu spät, um sein Obst noch zu retten. Denn viele Weibchen werden dann bereits ihre Eier in die Früchte abgelegt haben. Jedes Weibchen befällt etwa 60 bis 100 Früchte. Deshalb genügen wenige Weibchen, um die Kirschen oder Pflaumen eines ganzen Baumes, oder die Beeren eines Himbeer- oder Erdbeerbeetes ungenießbar zu machen.

Wichtig ist es deshalb, die allerersten im Garten erscheinenden Kirschessigfliegen nachzuweisen, um dann umgehend mit dem Schutz des Obstes beginnen zu können. Für diesen Nachweis werden spezielle Fallen angeboten.

Kirschessigfliegen-Falle

Kirschessigfliege bekämpfen
Kirschessigfliegenfalle

Ideal für den Nachweis der Kirschessigfliege ist eine sogenannte Flüssigköderfalle. Dabei handelt es sich um einen Becher mit einer speziellen Perforierung, durch die hindurch die Obstfliegen in die Falle gelangen.

In das Behältnis gibt man etwa 50 ml Apfelsaft, 50 ml Apfelessig, 50 ml  Rotwein, 50 ml Wasser sowie einen Spritzer Himbeer- oder Holundersirup. Zu dem Ganzen gibt man dann noch einen Seifen- oder Spülmitteltropfen. Dieses Lockmittelgemisch wirkt etwa 2 Wochen lang und muss danach erneuert werden.

Den Spülmitteltropfen fügt man übrigens deshalb zu, damit die gefangenen Kirschessigfliegen nicht auf der Wasseroberfläche laufen können, sondern untergehen. Sonst würden sie beim Leeren der Fallen entkommen können.

Kirschessigfliegen bekämpfen
Aufsatz für PET-Flasche

Wer sich die Arbeit mit dem Zusammenmischen des Lockstoffes sparen möchte, kann auch zu fertigen Lockstoffen greifen. Diese sind übrigens auch im Set mit einer Kirschessigfliegenfalle erhältlich.

Kirschessigfliege Falle selber bauen

Alternativ können Sie auch eine Kirschessigfliegenfalle selber bauen. Dazu lässt sich eine gewöhnliche Plastikflasche verwenden. Für diese Flaschen sind im Handel spezielle Aufsätze erhältlich, sodass man die Kirschessigfliegenfalle mit wenigen Handgriffen selber bauen kann. Ansonsten wird genauso vorgegangen wie oben beschrieben.

Aufstellen der Fallen und Monitoring

Für je 2 m Obstkultur braucht man 1 Falle. Hat man beispielsweise einen 10 m langen Streifen mit Himbeer- oder Brombeerpflanzen, so benötigt man 4 bis 5 Fallen. In jeden Kirsch- oder Pflaumenbaum hängt man 1 bis 2 Fallen, je nach Größe des Baumes.

Hängen Sie die Fallen möglichst im Schatten auf, denn die Kirschessigfliege sucht bevorzugt kühlere, feuchtere Bereiche der Obstkulturen auf. Auf sonnenbeschienen Gartenflächen hält sich diese Obstfliege nicht auf.

Nach dem Aufstellen der Fallen werden diese täglich kontrolliert.

Sobald sich die ersten Kirschessigfliegen einstellen, sollten Sie die Kirschessigfliege bekämpfen und abwehren, damit die Weibchen ihre Eier nicht in die Früchte ablegen.

Insektizide taugen kaum zur Bekämpfung der Kirschessigfliege

Chemisch (mit Insektiziden) kann man der Plage nicht Herr werden, da nur die reifen Früchte befallen werden. Also genau dann, wenn der Farbumschlag von unreifer zu reifer Frucht erfolgt.

Pflanzenschutzmittel brauchen jedoch einige Tage, bis sie wieder abgebaut und damit ungefährlich für den Menschen sind (Karenzzeit). Meist ist diese Karenzzeit aber so lang, dass die Gifte bis zur Ernte nicht abgebaut sind. Deshalb können die meisten Insektizide so kurz vor der Ernte nicht eingesetzt werden.

Im Weinbau ist es seit 2014 erlaubt, das Pflanzenschutzmittel Spinosad einzusetzen. Und es gibt noch weitere Mittel, die aber gefährlich für Hummeln und Bienen sind.

Hier zeigt sich wieder die allgemeine Erfahrung, dass mit jedem Gifteinsatz nicht nur Schädlinge, sondern auch Nützlinge betroffen sind.

Hinzu kommt, dass Insektizide die Kirschessigfliege nicht zuverlässig töten, sodass häufig ein erneuter Befall auftritt. Für die meisten Gartenfreunde sind Insektizide sowieso meist nur eine Notlösung oder sogar ein absolutes no-go.

Doch glücklicherweise lässt sich die Kirschessigfliege biologisch bekämpfen.

Kirschessigfliege biologisch bekämpfen – Netze und Fallen

Kirschessigfliege abwehren
Kirschessigfliegennetz

Am wirkungsvollsten ist das Einnetzen der Obstbestände mit speziellen Kirschessigfliegennetzen. Das sollte erfolgen, kurz bevor die ersten Früchte reifen.

Diese Netze sind besonders feinmaschig, damit die winzigen Insekten nicht durch die Maschen zum Obst gelangen können. Die Maschenweite, die in der Fachliteratur angegeben wird, soll zwischen 0,8 und 1,25 mm liegen.

Zusätzlich zum Einnetzen hat es sich bewährt, die Zahl der Kirschessigfliegenfallen im Garten drastisch zu erhöhen, da einzelne Kirschessigfliegen möglicherweis durch Ritzen am Netz vorbeigelangen.

Zur Selbstpflücke angelegte Erdbeerfelder werden übrigens mit einem Ring aus solchen Fallen geschützt. Dabei wird alle 2 bis 3 Meter eine Falle aufgestellt, bis zu 500 Stück pro Feld!

Eine weitere Option, die besonders für Trauben interessant ist, sind sogenannte Organzasäckchen. Sie sind in verschiedenen Farben erhältlich.

Wenn die Früchte schon befallen sein sollten und matschig geworden sind, dann gibt es nur noch die Noternte und die wirkungsvolle Beseitigung der befallenen Früchte.  Das bedeutet erstens, dass man alle unbefallenen Früchte noch schnell aberntet, bevor auch in diese Eier abgelegt werden. Und zweitens, dass befallenes Obst restlos aus dem Garten entfernt wird.

Man sollte befallene Früchte nicht auf den Kompost werfen, denn dort entwickeln sich die Larven ja weiter.

Stattdessen gibt man die Früchte in ein absolut luftdichtes Gefäß, wo die Larven dann durch Sauerstoffmangel absterben. Oder man nimmt einen Deckeleimer, füllt einige Liter Seifenwasser ein, gibt das befallene Obst dazu und verschließt anschließend den Deckel.

Die dritte Möglichkeit ist das sogenannte Solarisieren. Dabei gibt man das befallene Obst in einen schwarzen Plastiksack und legt diesen in die pralle Sonne. Die Hitze, die sich im Sack entwickelt, überlebt keine Essigfliege oder Essigfliegenlarve.

Reife Früchte, die auf den Boden gefallen sind, müssen mit einer Harke zusammengeharkt oder händisch eingesammelt werden, denn auch in abgefallene, reife Früchte legen die Kirschessigfliegen ihre Eier ab.

Fazit und Tipps

Das Eindringen der asiatischen Kirschessigfliege in unsere Gärten erfordert ein effektives Gegensteuern, denn der Verlust des Obstgenusses aus dem eigenen Garten schmerzt.

Ein Hobbygärtner, der die Kirschessigfliegen bekämpfen möchte, hat vor allem zwei Möglichkeiten – Schutznetze und Köderfallen. Auf diese Weise lässt sich die Kirschessigfliege biologisch bekämpfen.

Am besten lässt sich die Kirschessigfliege bekämpfen, wenn man ihr Auftreten rechtzeitig bemerkt. Zum Nachweis ideal sind die Essigfliegenfallen, die man täglich kontrolliert.

Wird ein Auftreten der Kirschessigfliege festgestellt, wird nur für die Zeit der Fruchtreifung und Ernte ein Kirschessigfliegennetz über die Obstbäume, Erdbeerbeete, Himbeerbüsche usw. gelegt. Die offenen Seiten der Netze kann man doppeltlegen und dann mit Wäscheklammern zuklemmen.

Die Kosten für die Bekämpfung der Kirschessigfliege sind glücklicherweise nicht allzu hoch. Außerdem kann man die Netze und Fallen über Jahre hinweg immer wieder verwenden.

Dank ihrer dichten Gewebestruktur lassen sich die Obstschutznetze übrigens auch als Hagelnetze verwenden. So entfällt die Anschaffung eines Hagelnetzes. Ein weiterer Vorteil dieser Netze ist, dass auch andere Schädlingen wie Apfelwickler, Himbeerkäfer und Rüsselkäfer nicht an die Früchte gelangen können.

zum Schluss

Ich hoffe, dass meine Tipps und Erfahrungswerte für Sie hilfreich waren und wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Bekämpfung der Kirschessigfliege.

Sollten Sie noch Fragen haben, schreiben Sie mir gerne eine Mail.

Falls Sie auch an Informationen rund um die Themen Gewächshaus, Gemüseanbau und Rezepte interessiert sind, möchte ich außerdem auf die Seite Foliengewächshaus und Folientunnel verweisen.